Schnittgut wird zu klimapositivem Pflanzmaterial

Stadt und Städteservice starten ein gemeinsames Pilotprojekt zum effektiven Klimaschutz.

 


In Zusammenarbeit mit der Stadt Rüsselsheim am Main startet der Städteservice ein gemeinsames Pilotprojekt zum effektiven Klimaschutz: Ein Teil der Stämme und Äste, die im Winter auf öffentlichen Flächen bei Rückschnittarbeiten angefallen sind, wurden in einer Karbonisierungsanlage in Wallerstädten zu Pflanzenkohle umgewandelt.

Der Städteservice hat etwa 20 Kubikmeter Schnittgut angeliefert, die auf fünf Kubikmeter Pflanzenkohle komprimiert werden konnten. Die Pflanzkohle bringt derart gute Eigenschaften mit sich, dass in Erdmischungen nur geringe Mengen notwendig sind. Deswegen wurde sie mit 30 Kubikmeter Standard-Baumsubstrat vermischt. Der Städteservice wird nun sukzessive diese nachhaltige Mischung für Neupflanzungen verwenden.

Stadtrat Nils Kraft sagt: „Der Grünschnitt wird nicht nur einem Wertstoffkreislauf zugeführt. Durch die Karbonisierung und Weiterverwendung als Pflanzenkohle wird sogar Kohlenstoffdioxid gebunden und dauerhaft im Boden eingelagert anstatt in die Luft zu gelangen. Der Effekt auf die Klimabilanz ist daher positiv, während andere Verwendungsweisen wie das Häckseln von Grünschnitt für Holzheizungen oder die Kompostierung in der Fläche lediglich klimaneutral sind.“

Für Andreas Lier, Vorstand des Städteservice kommt ein weiterer Effekt hinzu, weil kohlehaltiges Substrat die Bodenbeschaffenheit deutlich verbessert: „Kohle kann wie ein Schwamm Wasser sehr gut aufsaugen und speichern. Zudem siedeln sich dort auch Bakterien und Pilze an, die wiederum für Bäume und Sträucher Nährstoffe bieten. Wir fördern damit bewusst den Anwuchserfolg neuer Bäume und handeln klimaschonend, weil das Substrat im regionalen Netzwerk entsteht und dadurch Langstreckentransporte entfallen.“

Gute Erfahrungen haben Stadt und Städteservice bereits im vergangenen Jahr mit kohlehaltigem Material gemacht. Unter anderem haben sie es bei Neupflanzungen im Einkaufszentrum Königstädten und in der Böllenseesiedlung verwendet. Sie wollen den Einsatz von kohlehaltigem Material nun verstärken, indem sie in den Wintermonaten Grünschnitt für die Karbonisierung zuliefern. In diesen Monaten sind Äste und Stämme besonders geeignet, weil das Holz trockener und weniger belaubt ist als Material aus dem Sommer. 

Nach einer weiteren Erprobungsphase werden Stadt und Städteservice entscheiden, ob sie im kommenden Winter erneut oder unter Umständen größere Mengen an Grünschnitt in Pflanzenkohle umwandeln lassen. Damit zählt Rüsselsheim derzeit in Hessen zu den Vorreitern. Nur Darmstadt setzt in größeren Umfang auf den Einsatz von Pflanzenkohle. 

Im Herbst 2023 und Frühjahr 2024 hat der Städteservice Pflanzen und Bäume in über 300 Tonnen kohlehaltiges Substrat gebettet. Dieses enthielt hochgerechnet elf Tonnen 90 prozentigen Kohlenstoff und hat laut Fachkreisen ein CO2-Äquivalent von über 28 Tonnen, das damit dauerhaft aus der Atmosphäre entzogen und im Boden gespeichert ist. Das entspricht dem Ausgleich von etwa viereinhalb Erdumrundungen mit einem durchschnittlichen Benzinauto.

Zuletzt kam auch Material aus den Rückschnittarbeiten für eine zusätzlichen Benjeshecke an der Horlache zum Einsatz. Sie bietet nun Lebensraum für Insekten und Tiere. „Stadt und Städteservice verstärken deutlich ihren Einsatz, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und gehen stetig neue Wege“, sagt Kraft.