Nachtschicht unter der Stadt

Großeinsatz unter Tage für 20 Mitarbeiter des Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS): In den Nächten des vergangenen Wochenendes unterzogen sie die Rüsselsheimer Stadtunterführung einer Grundreinigung. Der Tunnel der Friedensstraße unter der Bahnstrecke hindurch wurde dafür jeweils von 23 Uhr bis 3 Uhr gesperrt. Erstmals nutzte auch die Grünpflege des STS den Termin, um die über die Geländer der Zufahrtsrampen wachsenden Pflanzen zurückzuschneiden.


Da – endlich kommt der letzte Linienbus dieser Nacht aus dem Tunnel gefahren. Es ist kurz nach 23 Uhr am Freitagabend. Eine kurze Abstimmung per Funk, dann tragen die Mitarbeiter des Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS) die bereitstehenden Warnbaken mit ihren roten Lichtern auf die Fahrbahn: Von jetzt ab ist die Stadtunterführung gesperrt. Das gilt nicht nur für Autos, sondern auch für Fußgänger. Die entsprechenden Abgänge werden mit Bauzäunen gesichert. Es sind die Vorbereitungen für die große Grundreinigung der Unterführung, die 2017 in den Nächten vom 27. bis zum 30. Oktober ausgeführt wird.

Die Nacht verspricht kühl, aber trocken zu bleiben. Gute Bedingungen für die Teams des STS, die mit ihren orangeroten, weißen und silbernen Fahrzeugen schon an den beiden Einfahrten zur Unterführung bereit stehen. Gelbe Warnleuchten springen an, die Motoren der schweren Kanalfahrzeuge erwachen zum Leben, aus Richtung Innenstadt rollt ein Hubsteiger die Rampe herunter: Es geht los!

Rund 20 Mitarbeiter sind diesmal für die Großreinigung im Einsatz, sagt Andreas Rommel. Der Disponent des STS in der Abteilung Sammlung und Straßendienste weist gerade das Team ein, das die Oberflächen der Tunnelpassage reinigen wird. Dazu kommen die Mitarbeiter der Kanalreinigung und – erstmals in diesem Rahmen – die Mannschaft der Grünpflege. Bei drei Gewerken und ganz verschiedenen Arbeitsaufträgen ist die generalstabsmäßige Planung der jährlichen Großreinigung enorm wichtig.

„Wir arbeiten uns von oben nach unten in die Unterführung vor – und zwar von beiden Seiten gleichzeitig“, erklärt Ahmed Abdelouahhab, Vorarbeiter der Kanalreinigung. Besonders die so genannten Kastenrinnen stehen dabei im Vordergrund. Das sind neben der Fahrbahn verlaufende Schächte, die das Oberflächenwasser bei Regen aufnehmen und der Kanalisation zuführen. Sie setzen sich über das Jahr mit Laub und Schmutz zu.

Um diese Masse aus den Rinnen zu spülen, verwenden die Kanalfachleute die gleiche Technik, mit der sie auch Abwasserröhren reinigen: Am Kopf eines Hochdruckschlauchs sitzt eine Düse, die nach hinten einen Fächer kräftiger Wasserstrahlen abgibt. So treibt der Druck die Düse nach vorn, gleichzeitig werden Ablagerungen nach hinten weggespült. Von der Wucht des Wasser zeugen die Fontänen, die an den mit Gittern abgedeckten Stellen der Kastenrinne gurgelnd in den Nachthimmel schießen.

Nach oben geht auch der Blick der Grünpflege: Sie schneiden in der ersten Nacht des Einsatzes die Pflanzen zurück, die über die Geländer der nach oben offenen Teile der Unterführung gewachsen sind. „Es ist eine gute Entscheidung, dass wird uns erstmals an dem Einsatz beteiligen“, sagt Dieter Offel, Vorarbeiter in der Grünpflege des STS, „denn während der Vollsperrung können die Arbeiten schnell und sicher ausgeführt werden“. In der Kanzel eines Hubsteigers bedienen zwei Mitarbeiter dabei die an einem langen Stiel montierte Heckenschere, während am Boden die Kollegen die großen Mengen Grünschnitt mit dem Kran auf einen Lastwagen verladen und abfahren.

Kanalreinigung und Grünpflege schaffen es 2017, schon in der ersten Nacht ihre Aufgaben komplett abzuarbeiten. Für die aufwendigen Reinigungsarbeiten der Oberflächen brauchen die Teams allerdings zwei Nächte. Das liegt nicht nur an der schieren Größe der zu bearbeitenden Wandflächen, sondern auch an der Vielfalt der Details, erklärt Andreas Rommel: Auf Fahrbahnniveau werden die Wandfliesen mit Schaum und Hochdruck gesäubert, das aus Aluminium gefertigte Geländer des Fußgängerbereichs braucht ein spezielles Reinigungsmittel, dazu kommen die Schmierereien an den Treppenabgängen, die ebenfalls mit einem Spezialmittel entfernt werden.

Aber bevor die Mitarbeiter der Straßenreinigung zu ihren Werkzeugen greifen können, muss erst einmal das große mobile Gerüst montiert werden. Es ist notwendig, damit das in Spritzschutzkleidung gehüllte Team die Wandfliesen im Bereich der Fahrbahn mit der Schaumkanone und dem Wasser-Hochdruckreiniger bearbeiten kann. Auf dem höhergelegenen Fußgängerweg tragen die STS-Fachleute derweil auf die jeweiligen Materialien und Verschmutzungen abgestimmte Mittel aus Sprühflaschen auf. Graffiti zum Beispiel werden mit Spezialchemie eingesprüht, die abgelöste Farbe kann dann abgeschrubbt werden. Hartnäckig sind aber nicht nur die Schmierereien aus der Spraydose. Auch die ganz normale Schmutzschicht auf den Kacheln, bestehend aus Reifenabrieb, Staub und Abgaspartikeln, braucht die Komplettbehandlung mit Schaum, Wärme, Druck und Wasser.

Nach der Nachtschicht unter der Stadt blitzt und blinkt die Unterführung wieder. „Mit dem effektiven und sicheren Großeinsatz haben unsere Mitarbeiter einmal mehr einen wichtigen Beitrag zur Sauberkeit in unserer Stadt geleistet“, dankt Jens Will, Chef des Städteservice, den Einsatzkräften. Die Sperrung der Unterführung während der Nachtstunden am Wochenende habe sich für dieses Ergebnis auf jeden Fall gelohnt, betont der Leiter des STS.