Rüsselsheimer Rasenpflege in DFB-Qualität

Perfektes Grün auf 22 Millimeter Höhe: Am heutigen Mittwoch spielen die U 18-Nationamannschaften von Irland und Deutschland im Rüsselsheimer Stadion. Den Rasenplatz haben die Experten des Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS) für das Länderspiel perfekt vorbereitet.


Flirrend schnell drehen sich die Spindeln der Mähmaschine, die Stefan Wohlfahrt am Montagnachmittag über den Rasenplatz des Rüsselsheimer Stadions steuert. Hinter ihm folgt sein Kollege Georg Papakyriakou mit Traktor und Kehrmaschine – er nimmt die winzigen Grasschnipsel auf, die auf dem 22 Millimeter kurz gemähten Fußballrasen liegengeblieben sind. „Das ist unsere letzte Runde vor dem Länderspiel“, sagt Papakyriakou, „dann ist der Platz perfekt für die Begegnung zwischen Irland und Deutschland.

Das Länderspiel der U18-Mannschaften am heutigen Mittwoch ist durchaus etwas besonderes für die DFB-lizensierten Rasenpfleger des Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS). Aber sportlich hochrangigen Besuch ist man in Rüsselsheim durchaus gewohnt, sagt Stefan Wohlfahrt und erinnert an die Trainingseinheit des BVB im vergangenen Jahr. „Die waren mit unserem Rasen absolut zufrieden“, freut sich der Fachmann.

 

Von Haus aus sind die beiden Mitarbeiter des Städteservice nicht etwa Gärtner. Vielmehr ist Vorarbeiter Papakyriakou (32) gelernter Schlosser und Wohlfahrt (48), der seit 13 Jahren den Rasen im Stadion betreut, hat ursprünglich Maurer gelernt. Ihre Expertise rund um das Grün auf dem Spielfeld haben die beiden stattdessen bei Lehrgängen zum qualifizierten Platzwart nach den Regeln des Deutschen Fußballbundes erlangt. „Das sind mehrere jeweils einwöchige Lehrgänge mit Theorie und Praxis“, erklärt Papakyriakou. Absolviert werden diese Fortbildungen an der Deutschen Lehranstalt für Agrartechnik Rheinland in Kempen (DEULA).

Neben dem Naturrasen im Rüsselsheimer Stadion pflegen die Mitarbeiter des STS auch den Rasenplatz der Alemannia Königstädten. Hier haben die irischen U18-Spieler am gestrigen Dienstag ihr letztes Vorbereitungstraining vor dem Länderspiel absolviert. Dazu kommen zwei weitere Naturrasenfelder in Raunheim. Den Löwenanteil der Sportplätze machen jedoch heute die Kunstrasen-Spielfelder aus. Das gilt für Fußball genauso wie für Hockey – allerdings gibt es für beide Sportarten ganz unterschiedliche Kunstrasensysteme, sagt Stefan Wohlfahrt.

Ein Naturrasenplatz wie er im Stadion liegt, ist bei guter Pflege für mehrere Jahrzehnte bespielbar. Das heißt allerdings, dass er zwischen den Spielen und Trainings genug Zeit zur Regeneration mit viel Licht und Luft bekommt. Zudem muss der Platz regelmäßig gedüngt werden. So wird der Bedarf an Stoffen wie Stickstoff, Phosphor, Kali und Magnesium gedeckt. Das braucht der regelmäßig gemähte Rasen, um gesunde und stabile Gräser auszubilden.

Gepflegt wird der Platz auch unter dem Gras, erklärt Platzwart Papakyriakou: So bringen die Greenkeeper regelmäßig frischen Sand ein, damit der Boden nicht zu stark verdichtet. Ein Durchgang mit dem „Verti-Drain“ lockert den Platz zusätzlich auf. Das ist ein Gerät, das dünne Stacheln bis zu 20 Zentimeter tief in den Boden sticht. So kommt mehr Luft in den Rasen hinein.

Wenn jedoch der Bestandsrasen trotz der besten Pflege zu stark abgenutzt ist, wird das Gras erneuert. Das geht entweder, indem die STS-Fachleute einige Hand voll Rasensamen ausbringen. Oder sie bestellen speziell für Sportplätze geeigneten Rollrasen. Dieser Fertigrasen setzt sich – wie jeder Sportrasen – aus verschiedenen Gräsern zusammen. Er wird als besonders dick vom Boden geschnittene Soden in großen Rollen geliefert. In den Wochen vor dem Länderspiel wurden im Stadion insgesamt rund 540 Quadratmeter dieses Rollrasens verlegt.

Nach dem Mähen und Wässern liegt der Rasen des Rüsselsheimer Stadions am späten Montagnachmittag perfekt in der Sonne. Bahn an Bahn wechselt sich das Gras zwischen dunklen und hellen Tönen ab – dafür hat die Mahd in verschiedenen Richtungen gesorgt. „Zuerst wurde das in der Bundesliga für die Fernsehübertragungen in schwarz-weiß gemacht“, erklärt Wohlfahrt. Mittlerweile ist die schöne Optik bei vielen Fußballspielen Standard. Für den Anstoß am Mittwoch um 11 Uhr jedenfalls war aus Sicht des Fußballrasens alles perfekt.